Regie: Jean-Luc Godard, Frankreich 1988-1998, FSK 0
Mitwirkende: Juliette Binoche, Julie Delpy, Anne-Marie Miéville, André Malraux, Ezra Pound, Paul Celan
Jean-Luc Godard beabsichtigte eine „Einführung in die wirkliche Geschichte des Kinos“, wobei der französische Regisseur, der zehn Jahre an dieser „Einführung“ arbeitete, nicht chronologisch und dabei sehr subjektiv vorgeht. Entstanden ist ein ebenso faszinierender wie eigenwilliger Filmkosmos, eine Flut von Bildern und Tönen, die sich im Kopf des Zuschauers zu einer ganz persönlichen Filmgeschichte verdichten.
Der Video-Essay wurde in den Jahren 1988 bis 1998 für Canal+, ARTE und Gaumont produziert und ist in vier Kapitel unterteilt, die jeweils aus zwei Teilen bestehen.
Die gesamte Reihe war Teil einer Installation während der Documenta X im Jahr 1997. Sie ist ein ausführlicher Essay über den Film mit den Mitteln des Films. Eine Hommage und eine Kritik. Eine anekdotische Autobiografie, der Godards enzyklopädisches Wissen Glanz verleiht , ein episches – und nicht-lineares – Gedicht. Eine freie assoziative Abhandlung. Eine ausgedehnte, vielschichtige musikalische Komposition.
Für den amerikanischen Filmkritiker Jonathan Rosenbaum stellt Godards Video-Reihe den Höhepunkt des Filmschaffens im 20. Jahrhundert dar: „Genau wie ‚Finnegans Wake‘, jenes Kunstwerk, mit dem ›Histoire(s) du cinéma‹ wohl noch am ehesten zu vergleichen ist, sich auf einer theoretischen Stufe jenseits der Grenzen der englischen Sprache, wie wir sie kennen, befindet, projiziert sich Godards Magnum Opus in ähnlicher Weise in die Zukunft, um zu fragen: Was war Film?“
Montag, 9. Mai 2022 | Schloßtheater | 20:30 Uhr
Hans Thill ist ein deutscher Autor und Übersetzer. Seit 2010 ist er künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Edenkoben. 2012 hielt er die Poetikvorlesung an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Hans Thill, auch »Writers-for-Peace«-Beauftragter, war bis April 2017 Beisitzer im Präsidium des deutschen PEN.